Welpen vom Wühltisch - teuer bezahlt?

Neues gkf-Projekt

Tierärzte und Züchter sind sich einig: Ein Großteil der ´Billig-Welpen` aus dem Ausland sind unter miserablen Bedingungen aufgezogen worden und oftmals krank. Doch wissenschaftliche Belege für den erbärmlichen Gesundheitszustand dieser Tiere sowie die Seuchengefahr, die von ihnen ausgeht, fehlten bislang. Diese Daten werden nun im Rahmen einer Doktorarbeit an der Universität Leipzig erhoben. Betreut wird die Arbeit am Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen von Uwe Truyen.

Jedes Jahr wird eine unbekannte Zahl von Welpen aus den Nachbarländern nach Deutschland eingeführt. Importierte Hundewelpen sind oft erheblich billiger als Welpen aus deutscher Zucht. Doch der niedrige Einkaufspreis täuscht. Denn die Tiere sind häufig krank und ihr neuer Besitzer muss nicht selten ein Vielfaches des hiesigen Züchterpreises an Tierarztkosten für sie aufbringen.

Gründe für den mangelhaften Gesundheitszustand der Tiere gibt es viele: Bei vielen Zuchten handelt es sich um reine Vermehrungszuchten, die eine größtmögliche Anzahl von Welpen bei geringen Produktionskosten anstreben. Bereits die Elterntiere werden nicht ausreichend tierärztlich versorgt. Die Haltungsbedingungen der Tiere sind sowohl vom hygienischen als auch vom ethologischen Standpunkt aus katastrophal. Die Welpen werden meist weder fachgerecht entwurmt noch geimpft. Folge dieser Haltungsbedingungen und der mangelhaften medizinischen Versorgung sind Welpen, die gegenüber Infektionskrankheiten ungeschützt und schlecht sozialisiert sind.

VDH, Tierärzte und Tierschutz arbeiten zusammen

Tierärzte, Züchter, VDH und Tierschutzverbände wissen schon lange um das Problem und tun ihr Möglichstes, um über diesen schmutzigen Welpenhandel zu informieren. Doch bislang fehlte beweiskräftiges Datenmaterial für eine wirkungsvolle Öffentlichkeitsarbeit.

Der VDH, das Zentrales Haustierregister Tasso e.V., der Bund gegen Missbrauch der Tiere und Vertreter der Tierärzteschaft haben daher beschlossen, eine Fragebogenaktion hierzu durchzuführen. Die dreigeteilte Aktion soll Daten zum Gesundheitszustand von Importwelpen im Vergleich zu Welpen aus kontrollierter Zucht erbringen. Über Tierarztpraxen und den VDH werden im ersten Teil Welpenbesitzer gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Im zweiten Teil werden die Krankengeschichte und die mutmaßliche Herkunft von Hunden in Tierheimen ermittelt.

Der dritte Teil der Studie ist jener, der von der gkf unterstützt wird. Im Rahmen einer Doktorarbeit werden Tierärzte nach ihren Erfahrungen befragt. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Herkunft der Welpen und ob die Tiere unter Infektionen, insbesondere mit dem Staupevirus, dem caninen Parvovirus, dem caninen Adenovirus, dem Tollwutvirus leiden.

Welpen, die in keiner Statistik auftauchen

Es werden hauptsächlich große Praxen und Kliniken in Ballungsräumen befragt, weil man hier mit einem großen Patientenaufkommen rechnen kann. Als Kontrollgruppe dienen gleichaltrige Welpen aus kontrollierten VDH Zuchten, die in den gleichen Praxen vorgestellt werden.

Man erhofft auf diese Weise Daten über Welpen aus Massenzuchten zu erhalten, die unter Umgehung tierseuchenrechtlicher Vorschriften nach Deutschland geschmuggelt wurden. Diese Tiere sind in der Regel weder korrekt geimpft noch gekennzeichnet und tauchen in keiner Statistik auf.

Parallel zur Fragebogenaktion, die die illegalen Welpen erfassen soll, soll das Ausmaß des legalen Handels dokumentiert werden. Eine Methode die Wege der legal importierten Hunde nachzuvollziehen bietet das Tierhandelsdokumentationsprogramm der EU TRACES. Darüber hinaus werden in Zusammenarbeit mit Impfstofffirmen und der Ständigen Impfkommission Veterinär im Bundesverband praktizierender Tierärzte Daten zur Verbreitung von Infektionen, die nicht im Tierseuchenrecht reglementiert sind, gesammelt.

Titel des Forschungsvorhabens: Untersuchungen zur Häufigkeit ausgewählter Infektionskrankheiten bei sogenannten Wühltischwelpen.

Prof. Dr. Uwe Truyen
Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen
Zentrum für Public Health
Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig

Die Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V.

Die Gesellschaft zur Förderung Kynologischer Forschung e.V. (GKF) ist 1994 mit dem Ziel gegründet worden, Forschung zum Wohle des Hundes finanziell zu unterstützen. Bisher hat sie Forschungsprojekte mit einer Gesamtsumme von ca. 2 Millionen EUR gefördert. Dieses Geld stammt aus Mitgliedsbeiträgen und aus Spenden.

Der Großteil der finanzierten Projekte ist praxisrelevant; die Ergebnisse der Forschungsvorhaben kommen also unmittelbar den Hunden und ihren Besitzern zugute.

www.gkf-bonn.de